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Mehrhundehaltung - Fluch oder Segen?

Autorenbild: Marion ZimmermannMarion Zimmermann

Aktualisiert: 2. Jan. 2023

Der Trend bewegt sich seit einigen Jahren in Richtung Mehrhundehaltung. Doch ist das eine gute Idee? Haben die Hunde dadurch ein schöneres Leben? Einen Mehrwert? Und was bedeutet es, wenn man statt „nur“ einen Hund gleich zwei, drei, oder noch mehr hält?


Inhaltsverzeichnis


Einleitung


Hunde sind Rudeltiere. So viel weiß fast jeder Hundebesitzer. Für Hunde muss das Rudel nicht zwangsläufig nur aus Hunden bestehen. Hunde wurden im Laufe der sehr an das Leben mit Menschen angepasst, so dass sie auch ihre Menschen, inklusive der Omas und Kinder als Rudel ansehen können.


Selbst die Katze im Haus oder das Meerschweinchen kann im besten Fall als Rudelmitglied angesehen werden.


Zwei Hunde und zwei Katzen sitzen nebeneinander

Soweit, so gut. Betrachten sollten wir bei der Mehrhundehaltung, wer davon womöglich profitieren könnte, welche Herausforderungen zu bewältigen sind, welcher Aufwand für die Hundehalter hinzukommt und mit welchen Risiken wir bei einer Rudelhaltung wir womöglich konfrontiert werden.


Seit 2007 lebe ich mit Hunden. Erst mit einer, dann mit zweien und schließlich mit dreien. Mit kurzen Unterbrechungen sind es bis heute drei Hundekumpels und -kumpelines, mit denen ich mein Zuhause teile. Warum drei?


Es könnten gerne auch vier oder fünf sein. Nur sollte man den Hunden eben auch gerecht werden können. Mehrere Hunde machen logischerweise auch mehr Arbeit. Insbesondere bei der Erziehung braucht jedes Rudelmitglied seinen eigenen und individuellen Unterricht.


Mehr Hunde - mehr Aufwand


Bei der Erziehung bedeuten mehrere Hunde einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand. Wenn der eine Hund das „Hier“ beherrscht, dann bedeutet das nicht, dass es alle gleich zuverlässig machen. Es besteht aber immerhin die Chance, dass es einer dem anderen abschaut. In dem Fall wäre „abschreiben“ natürlich erlaubt ;-) Ansonsten musst du mit jedem Hund einzeln üben.


Hunde lernen von den anderen Hunden. Ja, stimmt! Nur leider eben nicht unbedingt Sitz, Platz, Hier, sondern auch Blödsinn, beziehungsweise Verhalten, die wir nicht ganz so prickelnd finden. Fängt ein Hund an zu bellen, so steckt er damit meist seine Kollegen an und wir lauschen einem Konzert, für das wir keinen Cent ausgeben würden.


Besonders unangenehm ist das, wenn man mit seinem Rudel spazieren geht und man nicht nur einen Leinenpöbler hat, sondern eben gleich eine ganze Meute. Ich spreche hier aus eigener leidlicher Erfahrung. Allerdings ist dies tatsächlich meine einzige Hunde-Baustelle. Der Rest passt prima und das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.


Mehr Hunde - mehr Kosten


Nicht nur bei der Erziehung hast du einen Mehraufwand. Es kommen zudem Mehrkosten dazu: Hundesteuer, Versicherung, Futter, Equipment wie Hundebettchen, Leinen, Geschirr und Halsband sowie Tierarztkosten und eventuell Hundeschule.


Wieviel an Kosten im Laufe eines Hundelebens zusammenkommen können, findest du in diesem Artikel detailliert aufgestellt.


Mehr Hunde - Mehr Spaß?

Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Fellnasen sich vertragen und es keinen permanenten Stress im Rudel gibt. Leider klappt es nicht immer, dass sich die Hunde im Rudel gut vertragen und nein, nicht immer ist der Hundehalter schuld.


Es gibt Kollegen, die grundsätzlich gar nichts davon halten, ihr Heim und Herrchen oder Frauchen mit einem anderen teilen zu müssen. Manche Hunde haben gar Stress, wenn sie im Rudel leben müssen. Das habe ich selbst schon erleben müssen und letztendlich für meine stressgeplagte Hündin ein neues Zuhause in Einzelhaltung abgeben müssen. Unfassbar, wie entspannt sie dann dort war.


Aber wenn das Rudel zusammenpasst, dann kann es wirklich viel Spaß bereiten. Mir ist das gemeinsame Chillen auf dem Sofa absolut das Liebste. Irgendeiner gesellt sich immer zu mir, manchmal auch alle drei auf einmal.


Richtig Fun macht es, mit allen dreien etwas zu unternehmen oder zu üben, beispielsweise einen Parcours zu laufen. Ok, manchmal ist das etwas chaotisch, wenn sich jeder vordrängelt, aber meistens ist das recht witzig. Bei solchen Übungen schaut sich oft der eine etwas vom anderen ab.





Welche Hunde passen zusammen?


Auch das kann man nicht pauschal beantworten. Hält man zwei oder mehrere Hunde, sind sehr viele Dinge zusätzlich zu beachten, damit das Rudel-Leben harmonisch wird und bleibt.


Pauschale Aussagen, welche Hunde zueinander passen und welche nicht, wann es Probleme gibt und wann nicht, die gibt es nicht! Es kommt immer auf den Einzelfall an. Jedoch gibt es Tendenzen, wann die Chancen auf ein für alle Beteiligten angenehmes und harmonisches Miteinander unter einem guten Stern stehen.


Sieben Hunde bewegen sich stressfrei im Garten
Garten-Rudel plus zwei Gasthündinnen

Welches Geschlecht sollte der Zweithund haben?

  1. Rüde intakt – Rüde intakt: Wenn einer der beiden souverän und der andere jung ist oder sich gut unterordnet, kann es gut funktionieren.

  2. Rüde intakt – Rüde kastriert: Dies sollte gehen, wenn der intakte Rüde gut sozialisiert ist, da dieser den kastrierten Rüden als Hündin einordnet. Der kastrierte Rüde sollte allerdings nicht zu spät kastriert worden sein.

  3. Rüde intakt – Hündin intakt: Meist unproblematisch. Hier sind Maßnahmen zu treffen, wenn man keinen unerwünschten Nachwuchs möchte. Also beispielsweise die Hunde während der Läufigkeit trennen.

  4. Rüde intakt – Hündin kastriert: Meist unproblematisch.

  5. Rüde kastriert – Rüde kastriert: Meist unproblematisch, da sie gegenseitig voneinander „denken“, der andere sei eine Hündin.

  6. Rüde kastriert – Hündin intakt: Hündin nimmt ihn als Hündin und somit als Konkurrenz wahr, kann problematisch werden, wenn der Rüde sich nicht zurücknimmt.

  7. Hündin intakt – Hündin intakt: Eher problematisch.

  8. Hündin intakt – Hündin kastriert: Sollte gehen, da die intakte Hündin meist ranghöher ist und die kastrierte Hündin von ihr normalerweise nicht als Konkurrenz angesehen wird. Die kastrierte Hündin sollte jedoch nicht zu spät kastriert worden sein.

  9. Hündin kastriert – Hündin kastriert: Eher problematisch.

  10. Hündin kastriert - Rüde kastriert. Die Hündin nimmt den Kastrat als "Hündin" wahr, kann problematisch werden, wenn der Rüde sich nicht zurücknimmt

Soweit die Theorie. Aus meiner Praxis kenne ich vor allem Nr. 8, 9 und 10. Punkt 9. kann ich nicht bestätigen, aber Ausnahmen bestätigen ja die Regel. Meine Hunde sind und waren alle kastriert. Nicht, weil ich das so wollte, sondern weil sie aus dem Tierschutz waren. Hier werden grundsätzlich alle erwachsenen Hunde - aus verständlichen Gründen - kastriert.


By the way: Ich würde niemals empfehlen, einen Hund "einfach so" kastrieren zu lassen oder weil es so im Adoptionsvertrag des Tierschutzvereines steht.


Meine aktuellen drei KastratInnen teilen sich den Garten mit zwei intakten Hündinnen. Das klappt im Großen und Ganzen prima. Nur zwei davon sind sich nicht immer ganz grün, aber es muss ja auch nicht jeder jeden mögen.


Welche Hunde passen von Charakter und Wesen gut zusammen?

  1. Aktiv und Couchpotato: Wenn der eher gemütliche Hund vom aktiven und quirligen Kollegen nicht genervt ist, kann das wunderbar funktionieren.

  2. Souverän und unsicher/ängstlich: Ein souveräner Hund kann einem unsicheren oder ängstlichen Hund eine gewisse Sicherheit vermitteln. Zwei souveräne Exemplare dürften der Regel gut zusammenpassen.

  3. Unsicher und ängstlich: Diese Konstellation solltest du unbedingt vermeiden. Zwei unsichere oder ängstliche Hunde schaukeln sich gegenseitig in ihren Ängsten hoch, was für beide nicht hilfreich ist.

  4. Beide verspielt und aktiv: Sie können sich gegenseitig beschäftigen und auspowern. Wenn ihnen die Aktivität zusammen mit ihrem Menschen allerdings wichtiger ist, kann es zu Ressourcenproblemen bezüglich der Aufmerksamkeit ihres Menschen führen.

  5. Beide gemütlich: Passen in der Regel gut zusammen.

Überlegungen vor Anschaffung eines Zweithundes


Du solltest erst dann einen weiteren Hund mit in das Rudel aufnehmen, wenn du deinen Hund / dein Rudel souverän führen kannst. Dein Ersthund (oder das bestehende Rudel) sollte erzogen, vom Wesen her gefestigt und körperlich sowie psychisch erwachsen sein. Das ist - je nach Rasse - mit 2 Jahren bis 3,5 Jahren der Fall.


Je nach Konstellation (Hundetypen, Geschlechter, Charakter) brauchen die Hunde zwischen 14 Tagen und etwa einem halben Jahr, bis sich ein Rudel eingespielt hat.


Bedenke bei deinen Überlegungen, ob du wirklich mehreren Hunden gerecht werden und du es dir finanziell leisten kannst. Schätze auch deinen Erstgeborenen bzw. dein Rudel realistisch ein.

  • Meinst du, er/sie/es wünscht sich oder braucht einen Hundekumpel oder hat zumindest nicht dagegen?

  • Traust du dir zu, ein Rudel souverän zu führen?

  • Kannst du damit umgehen, wenn die Hunde im Rudel nicht gerade allerbeste Freunde werden?

  • Bist du dir bewusst, dass es einen Plan B braucht, wenn der Ersthund bzw. das Rudel partout nicht mit dem Neuen funktioniert?

  • Und würdest du dich im Falle eines Falles von einem deiner Hunde trennen können?

  • Hast du die finanziellen Mittel, um alle Hunde gut versorgen zu können, inklusive möglicher Kosten für langwierige Krankheiten oder Operationen?

  • Wenn du krank wirst oder ohne Hunde in den Urlaub möchtest, hast du Menschen, die sich um mehrere Hunde kümmern können oder das nötige Geld, um dir eine Hundepension zu leisten?

Mehrhundehaltung - Fazit


Wenn du alle oberen Fragen mit ja beantworten kannst, dann steht einer Mehrhundehaltung nichts im Wege.


Ist Mehrhundehaltung nun Fluch oder Segen? Einfache Antwort: Das lässt sich weder einfach noch pauschal beantworten. Wie bei so vielen Themen. Es kann für alle eine Bereicherung sein, es kann aber auch gehörig schief gehen und zum Fluch werden.


Wie sind deine Erfahrungen mit Mehrhundehaltung?


 

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Hey, ich bin Marion, Coach für angehende Hundetrainer. Meine Vision ist, dass du deinen Hund besser verstehen lernst. Für ein harmonisches und glückliches Zusammenleben mit deinem Hund.

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