So wird die Begegnung entspannt und harmonisch
Liebe Hundehalter, liebe Fahrradfahrer…
Gestern stiefelte ich mal wieder mit meinen beiden durch den Wald, Neo Rüpel-Rüde und Pixel Mir-doch-egal. Pixel läuft dabei frei mit Schleppleine am Geschirr, während Neo wegen ausgeprägtem Jagdtrieb an der langen Leine bleibt.
Inzwischen habe ich auch hinten Ohren und Augen und ich plane, diese Mutation an folgende Generationen von Hundehaltern weiter zu geben. Trotzdem gibt es immer noch Schreckmomente. Der Tag ist sonnig und schön, Pixel tippelt vor uns her, Neo schnuffelt neben mir im Gras.
Plötzlich höre ich von hinten Kies knirschen. In solchen Situationen drehe ich mich nicht um. Mein erster Griff gilt dem Geschirr von Neo, der zeitgleich die Ohren zurück wirft und sich bereit macht, den vermeintlichen Angreifer hinter uns in die Schranken zu weisen.
Ich packe also Neo und rufe gleichzeitig "Pixel – zu mir!" Pixel dreht sich herum, bemerkt meine Aufregung und Neos Misstrauen und beschließt, durch ein beherztes "Wuff" dem Fahrradfahrer seine Grenzen aufzuzeigen.
Der Radfahrer bremst und schimpft: "Ja, ist das Ihr Ernst?!?!"
Ja. Das ist mein Ernst. Wenn sich ein Radler von hinten nähert, habe ich zwischen "ich hör was" und dem Moment, wo er neben mir ist, zwischen 2 und 5 Sekunden Zeit, mehr nicht.
Merken: 1 sec.
Neo greifen: 1 sec.
Pixel rufen: 1 sec.
Pixel dreht sich rum: 1 sec.
Pixel beschließt, zu gehorchen, und trippelt auf mich zu: 4-8 sec.
Pixel greifen, beide Hunde sicher auf die Seite ziehen: 2 sec.
Macht zusammen sowas wie 10 – 14 Sekunden.
In 10 Sekunden ist ein normal schneller Fahrradfahrer sehr weit gefahren. Zählt einfach mal mit, liebe Radler. Von dem Moment an, wo Ihr auf einer geraden Strecke einen Hund seht, bis ihr neben ihm seid, wie lang ist das? Nicht lang.
Die oben geschilderte Szene ist eine der besseren Optionen. Noch besser ist natürlich, wenn der Hund oder die Hunde brav bei Fuß laufen. Davon gehen viele Fahrradfahrer einfach aus. Darauf kann man sich aber nicht verlassen. Und hier kommt, warum:
Geht nicht davon aus, dass Euch der Hundehalter bemerkt hat.
Alte Leute hören schwer.
Junge Leute haben Bluetooth-Kopfhörer auf.
Träumer latschen halt so in den Tag hinein.
Viele Hunde empfinden es als ausgesprochen unhöflich, wenn jemand in gerader Linie, Augen starr geradeaus, auf sie zu kommt.
Aus Hundesicht ist das ein Angriff, mindestens aber eine Provokation. Die vorgebeugte Haltung, angespannte Muskeln, zwangsläufig zurück gebogener Kopf, starrer Blick, Geschwindigkeit – Ihr merkt schon: Je mehr das eine Rennrad-Haltung ist, desto mehr ähnelt es einem Wolf auf Speed.
Lösung: Wo immer möglich, fahrt einen kleinen Bogen um die Hunde und werdet langsamer, ohne sie direkt zu fixieren. Setzt Euch ein wenig auf, lockert mal die Muskeln durch.
Auch Hunde, die Radfahrer entspannt sehen, können sich erschrecken. Sie machen dann einen Satz in eine Richtung, die ihnen sinnvoll erscheint, auch wenn das genau in die Fahrtroute ist.
Und selbst Hunde, die angeleint sind und die Euch ganz und gar missachten, können sich einen Meter vor Euch entscheiden, das Gras auf der anderen Seite des Weges ist spannender, und Euch direkt vor den Reifen laufen.
Lösung: Macht Euch bemerkbar und fahrt erst an dem Mensch-Hund-Team vorbei, wenn Ihr sicher seid, dass der Hund unter Aufsicht und Kontrolle ist.
Achtet um Himmels Willen auf Flexileinen. Das sind diese Leinen, die eine Spule mit Handgriff an einem Ende haben und eine fast unsichtbare, dünne, oft braune, 5 bis 10 m lange Schnur zum Hund. Fahrt Ihr gegen oder über eine Flexileine, kann sich diese im Fahrrad verheddern, Euch zu Fall bringen, und kleine Hunde in die Speichen saugen. Diese Leinen schneiden auch wie Bandsägen in Beine von Mensch und Tier.
Ich höre sie jetzt schon förmlich, die Protestrufe. Und Ihr habt Recht damit! Es gibt unendlich viele Hundehalter, die sich nicht darum kümmern, wo und wie ihr Hund herum läuft. Handy in der Hand, Kopfhörer drin, reagieren sie nicht auf Klingeln, leinen den Hund nicht an, beschimpfen womöglich noch die Radler für zu schnelles Fahren. Daher geht mein Apell auch und vor allem an die Hundehalter:
Kein Handy und keine Stöpsel in den Ohren, solange Ihr einen Hund dabei habt!
Wenn Ihr einen Radfahrer seht oder hört, ruft Euren Hund heran, greift kurz ins Halsband oder leint ihn an.
Sichert Euren Hund, denn er kann einer der Leidtragenden bei einem Zusammenstoß sein. Ihr könnt nicht wissen, wann Euer Hund beschließt, quer über den Weg zu laufen, und Ihr könnt mir nicht erzählen, "das hat er noch nie gemacht".
Ist Euer Hund angeleint, nehmt ihn für ein paar Sekunden kurz, bis das Rad vorbei ist.
Schmeißt Eure Flexileinen in den Müll! Die Dinger können Eurem Hund das Leben kosten, oder einem Menschen üble Schnittwunden beibringen.
Und für beide Seiten:
Bedankt Euch, wenn der Radfahrer sich durch Klingeln oder Rufen ankündigt.
Bedankt Euch, wenn jemand langsamer wird oder für Euch anhält.
Bedankt Euch, wenn der Hundehalter seinen Hund anleint.
Lächelt!
Bedankt Euch für gegenseitige Rücksichtnahme und dafür, dass Ihr Unfälle verhindert und alle ein bisschen zufriedener sein können.
Dem Radfahrer gestern konnte ich erklären, wie lange ich brauche, um meine Hunde zu sichern und dass ich darauf angewiesen bin, dass man mir diese Zeit auch gibt. Ich habe mich gleichzeitig bedankt, dass er stehen geblieben ist. Ich habe mich entschuldigt, dass wir ihm eine Schrecken eingejagt haben.
Wir sind im Guten auseinander gegangen und das war schön.
In diesem Sinne – peace <3
Eure Jana von COMET – Coaching für Mensch und Tier
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